Auf ihrer Konferenz im März 2023 hat die Bundesfachgruppe Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit die Forderung nach einem ein Moratorium in der frühkindlichen Bildung beschlossen. In anderen ver.di Gremien soll diese Forderung weiter diskutiert werden.
Die Bundesfachgruppe plädiert dafür, dass sich ver.di für ein sofortiges Moratorium in der frühkindlichen Bildungspolitik einsetzt und fordert Bund, Länder und Kommunen auf in dessen Verlauf einen Stufenplan vorzulegen und zu realisieren. Dieser muss zuerst der Stabilisierung des Systems dienen, um anschließend den qualitativen und quantitativen Ausbau, den Ausbau des Ausbildungssystems und den Aufbau des Fachpersonals in der frühkindlichen Bildung miteinander zu synchronisieren. Das Moratorium und die Realisierung des Stufenplanes müssen mit weitreichenden familien- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen flankiert werden, um den Erziehungsberechtigten, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden.
Der stetig anwachsende Fachkräftemangel sowie die hohen Krankenstände bei den Beschäftigten machen es bundesweit unmöglich, den Betrieb der Kindertageseinrichtungen so aufrecht zu erhalten, dass die Fachkräfte den fachlichen Ansprüchen entsprechend der Bildungspläne der Länder sowie den Ansprüchen der Eltern auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf gerecht werden können. Gruppen werden aufgestockt, Öffnungszeiten verkürzt und gebaute Einrichtungen können aufgrund von Fachkräftemangel nicht eröffnen. Die Länder und Kommunen planen aufgrund der nicht zu befriedigenden Bedarfe der Eltern weitere Einrichtungen, ohne dass dafür die Fachkräfte zur Verfügung stünden. Gleiches gilt für den Auf- und Ausbau der ganztägigen Bildung, Erziehung und Betreuung von Schulkindern, für die ab dem Schuljahr 2026/27 ein Rechtsanspruch für die Erstklässler bestehen soll. Der ständig weitere Ausbau des Systems, welcher nicht mit der Personalentwicklung synchronisiert ist, führt dazu, dass in den bestehenden Einrichtungen immer weniger Fachpersonal vorhanden ist. Die Belastung der verbleibenden Fachkräfte steigt somit weiter an. Um dieser entgegenzuwirken und die Fachkräfte nicht weiterhin aus dem Arbeitsfeld zu vertreiben, bedarf es dieses Moratoriums.
Für die Realisierung des Stufenplanes und zur Unterstützung der Erziehungsberechtigten und Familien sind auch andere Politikbereiche gefragt. Auch im Bereich der Arbeits- und Familienpolitik sowie in den Betrieben muss ver.di sich für unterstützende Maßnahmen einsetzen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, denn das derzeitige System der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern wird die eigentlich notwendigen Kapazitäten in den nächsten Jahren nicht gewährleisten können.
Bundesfachgruppenleiterin / Dipl. Sozialpädagogin, Sozialarbeiterin, Diakonin
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