Erziehung und Bildung/ Soziale Arbeit

Und täglich grüßt das Murmeltier

04.02.2025

Nachdem wir zu Beginn der Coronapandemie die bisher größte Deprofessionali-sierungsbewegung der Länder gemeinsam mit einem breiten Bündnis abwehren konnten, sind wir nun wieder mit den gleichen Ideen konfrontiert. Damals hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) eine sogenannte Ausbildung zur „Staatlich geprüften Fachassistent/in für frühe Bildung und Erziehung“ geplant. Diese sollte neben die Sozialassistent*innen-Ausbildung gestellt und als „Fachkraft“ für die Kita nach den Fachkräftekatalogen anerkannt werden. Dem konnten wir Einhalt gebieten, denn für pädagogische Qualität in den Kitas brauchen wir gut ausgebildetes Personal!

Nun scheinen sich ähnliche Planungen anzubahnen, aber diesmal von Kulturminister– sowie Jugend- und Familienministerkonferenz (KMK/ JFMK) gemeinsam.

Seit Jahren weisen wir die Verantwortlichen auf die Situation in den Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit hin. Auch direkt zur JFMK haben wir Kontakt aufgenommen und haben ihnen unsere Forderungen zur Ausbildung überbracht. Wir fordern einem Stufenplan zum Ausbau der Erzieher*innen-Ausbildung, denn die Stabilisierung des Systems und der geplante Ausbau der Kitas funktionieren nicht ohne einen Stufenplan zum Aufbau des nötigen Fachpersonals. Beides muss miteinander synchronisiert werden. Dafür werden abgestimmte Pläne und die Zusammenarbeit von Bund und Ländern benötigt!  

Doch statt planvoll zu handeln, verstärkt sich der Fachkräftemangel in den sozialen Berufen. Gesetzliche Ansprüche können nicht mehr erfüllt werden. Allein im Arbeitsfeld der Kinderbetreuung und -erziehung wurde die Fachkräftelücke im Jahr 2023 auf 20.875 Personen beziffert - es handelt sich dabei um die größte Fachkräftelücke aller Einzelberufe (Franziska Arndt / Jurek Tiedemann / Dirk Werner, 2024). 

Und nun ein weiterer Vorstoß und diesmal von KMK und JFMK gemeinsam.

In der letzten gemeinsamen Sitzung der Kultusminister*innen und der Familienministerinnen im Dezember 2024 wurde ihnen durch eine gemeinsame Arbeitsgruppe das Papier „Fachkräftegewinnung und -sicherung: Handlungsoptionen für eine Verbesserung der beruflichen Qualifizierungsstruktur und der Beschäftigungs- und Entwicklungsperspektiven pädagogischer Kräfte im sozial-/pädagogischen Bereich“ vorgelegt. Ihr Beschluss dazu lautet: „ Die gemeinsame JFMK-/Bi-MK-AG 'Fachkräfte' wird beauftragt, den Umsetzungsprozess entlang des vorgeschlagenen Konzepts, durch das eine Priorisierung sowie eine zeitliche Abfolge der einzelnen Maßnahmen zu deren Implementierung vorgenommen wird, aufzunehmen und voranzutreiben.“ Bislang sind die Inhalte und der Zeitplan nicht öffentlich zugänglich. Interessant jedoch ist, dass Rheinland-Pfalz probeweise eine verkürzte Ausbildung auf DQR-Niveau 4 etablieren will. Diese Ausbildung soll dann die Ausbildung zur Sozialassistent*in ersetzen und in einer dualisierten Form durchgeführt werden. Das Konzept zur Umsetzung dieses Vorhabens soll von Februar 2025 bis Januar 2027 in einer paritätisch besetzten Projektgruppe erarbeitet werden. 2026 sollen die ersten Ausbildungsgänge starten und nach einer Evaluation soll die Ausbildungsreform dann ab 2029 als neuer Standard in die Landesverordnung aufgenommen werden.

Sozialassistent*innen bzw. hier mit einem neuen Namen versehen (Fachfrau für …)  sollen also die neuen Erzieher*innen werden und künftig als vollwertige – und damit vollverantwortliche – Fachkräfte in Kitas eingesetzt werden können. Wie kurz das gedacht ist, sieht man z.B. daran, dass den Verantwortlichen noch nicht einmal klar ist, dass die Absolvent*innen zum Teil minderjährig sein könnten, denn als Zugangsvoraussetzung zur neuen Ausbildung soll der Hauptschulabschluss genügen.

Schaut man auf die Qualität und das Niveau der Ausbildung ist völlig klar, dass die Berufsabschlüsse auf dem DQR Niveau 4 nicht für die Übernahme von Verantwortung und die Anleitung von Menschen vorgesehen sind. Für diese Aufgaben ist ein höherer Qualifikationsgrad notwendig ist, wie er zur Zeit durch die Erzieher*innenausbildung, deren Abschluss auf DQR Niveau 6 eingeordnet ist, gewährleistet wird. Dies hatten wir ausgiebig in unserer Stellungnahme zur „Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag. Empfehlungen der AG 'Gesamtstrategie Fachkräfte'“ dargelegt.

Die Diskussion um die Erzieher*innenausbildung und die Fachkräftekataloge zeigt, wie wichtig es ist, langfristige Lösungen für den Fachkräftemangel zu finden, ohne die Qualität der Ausbildungen zu gefährden.

Wir werden uns auch diesmal wieder gemeinsam und mit aller Kraft gegen die Absenkung des Qualifikationsniveaus einsetzen! Auf dieser Seite informieren wir Euch, sobald es neue Informationen gibt.