Hier geht es zur gemeinsamen Presseerklärung des Lotsbetriebsvereins e.V. und ver.di vom 6.12.2024
Der Lotsbetriebsverein e.V. und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) haben sich am 5. Dezember 2024 in Hamburg nach mehrmonatigen Verhandlungen auf einen Tarifabschluss verständigt.
Der Abschluss beinhaltet Folgendes:
Diese Summe war den Beschäftigten schon im vergangenen Jahr versprochen worden, doch wortbrüchig verweigerte das Bundesverkehrsministerium die Zuweisung der entsprechenden Mittel. Die Protestaktionen der Kolleginnen und Kollegen dagegen und die bei vielen Betriebsversammlungen zu spürende Streikbereitschaft sowie der Druck bei den Tarifverhandlungen haben nun für ein Umdenken gesorgt.
Künftig gibt es monatlich mehr Geld aufs Konto, weil die Pauschale für Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit von bisher gut 800 auf 1.200 Euro angehoben wird.
Die meisten Zuschläge zu den Heuern beim Lotsbetriebsverein werden – wie in der Schifffahrt üblich – pauschalisiert gezahlt und sind jeden Monat gleich, so dass das Einkommen stabil bleibt. Eine Ausnahme sind die Zahlungen für Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit, denn diese sind grundsätzlich steuerfrei, sofern tatsächlich zu den begünstigten Zeiten gearbeitet wurde. Bislang waren diese SFN-Zuschläge (offiziell: Abschlagszahlungen nach § 15 MTV LV bzw. GLE nach § 16 MTV LV) aber bei gut 800 Euro gedeckelt. Das führte dazu, dass es sich für die Kolleginnen und Kollegen nicht lohnte, sich für Schichten zum Beispiel an Weihnachten zu melden, weil am Monatsende nicht mehr rüberkam als in Monaten ohne oder mit wenigen Feiertagen. Seit mehreren Jahren hatten wir deshalb gefordert, diese Grenze aufzustocken und dafür ggf. die pauschalisierte Überstundenvergütung abzusenken, die nicht steuerbegünstigt ist. Das konnte jetzt endlich durchgesetzt werden. Wer am Sonntag, Feiertag oder bei Nacht arbeitet hat künftig deshalb mehr Netto vom Brutto, also mehr Geld auf dem Konto – das können teilweise mehrere hundert Euro sein. Die Bruttogesamtheuer bleibt dabei gleich wie bisher, niemand kann also weniger haben als bisher.
Nicht durchgesetzt werden konnte eine zusätzliche Heuererhöhung. Nach den Einkommenssteigerungen aus dem HTV-See, die 6,5 Prozent im Oktober 2023 und vier Prozent im Oktober 2024 umfassten, forderte die ver.di-tarifkommission eine weitere Steigerung um vier Prozent für die Beschäftigten im LBV. Das scheiterte an der Blockade durch das Bundesverkehrsministerium.
Aber auch, wenn nicht alle Ziele durchgesetzt werden konnten, haben wir einen wichtigen Erfolg errungen. Als Beschäftigte des Lotsbetriebsvereins haben wir gezeigt, dass wir nicht bereit sind, alles mit uns machen zu lassen. Die Kündigung der Tarifverträge und die Vorbereitung eines Streiks haben den notwendigen Druck entwickelt, um einen Erfolg am Verhandlungstisch zu erreichen. Ohne Euer Engagement etwa bei der Fotoaktion im vergangenen Jahr oder bei den Betriebsversammlungen wäre das nicht möglich gewesen.
Als Konsequenz aus dem Abschluss haben wir die Kündigung der Tarifverträge zurückgezogen. Damit werden künftig wieder – wie bisher – die Tarifabschlüsse aus dem HTV-See auf den Lotsbetriebsverein übertragen. Dieser läuft Ende 2025 aus, voraussichtlich ab Herbst wird verhandelt. Wir stellen uns auf komplizierte Auseinandersetzungen ein. Sollte es zu Streiks kommen, würdet auch Ihr aufgerufen werden, gemeinsam den notwendigen Druck für Einkommenssteigerungen zu entwickeln.
Viele Kolleginnen und Kollegen sind in den letzten Wochen und Monaten ver.di-Mitglied geworden. Auch mit Blick auf die bevorstehende HTV-See-Runde: Bleibt dabei! Werbt weitere Kolleginnen und Kollegen für eine Mitgliedschaft! Je mehr wir sind, desto stärker sind wir. Der Kampf geht weiter!