Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die globale Schifffahrt folgt einem steti gen Zyklus. Auf hohe Gewinne folgen Zeiten von niedrigen Transportraten und umgekehrt, parallel wird rationalisiert, konsolidiert und insbesondere Linienschiff fahrtsunternehmen stärken gezielt ihre Macht entlang von profitablen Lieferketten. Auf der Suche nach immer günstigeren Arbeitskräften wandert die Industrie über den Globus. Der Glanz der Seeschifffahrt aber hat in den Coronajahren gelitten. Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst gegen eine Karriere an Bord.
Fakt ist, das Rattenrennen um Fracht in der Seeschifffahrt hat wieder begonnen. Nach den fetten Jahren 2021/2022 sind die Frachtraten der großen Fahrtgebiete im freien Fall und die großen Linienreedereien unterbieten sich im Kampf um Tonnage. Nachhaltig ist das nicht. Gleichzeitig muss die Branche grüner werden. Ab dem 1. Ja nuar 2024 etwa wird die Seeschifffahrt in das Emissionshandelssystem (ETS) der Europäischen Union einbezogen und muss ihren klimatischen Fußabdruck kompensieren. Ab 2024 fallen alle Fahrten zwischen den EUHäfen zu 100 Prozent unter das EUETS. Für Fahrten zwischen einem EU Hafen und einem Drittlandhafen werden 50 Prozent in Betracht gezogen. Neben CO2 werden ab 2026 auch andere kritische Treibhausgase wie Methan und Lachgas in die Berechnungen einbezogen. Jetzt zahlt sich frühes Investment in grüne Antriebstechnologien aus oder man zahlt drauf.
Man muss keine Glaskugel besitzen, um vorherzusagen, dass der Druck auf die weiteren Akteure entlang der Lieferkette steigen wird. Nach den profitablen letzten Jahren, wird jetzt wieder der Rotstift ange setzt, um die Gewinne angesichts des kata strophalen Marktes bestmöglich zu maxi mieren. Das bekommen die Beschäftigten der Reedereien an Land und auf See genauso zu spüren wie die Kolleg*innen an der Kaikante, in den Logistiklagern, auf den LKWs, Triebwagen, aber auch an Schreibtischen in Transportunternehmen. Auf politischen Rückenwind brauchen wir dabei nicht warten, haben viele Landes und Bundesakteure doch bewiesen, dass ihnen der strategische Weitblick für eine nachhaltige, sozial geprägte deutsche Maritime Wirtschaft fehlt.
Die Zeit für starke Gewerkschaften und fachübergreifende Solidarität ist jetzt! Mit dem Strategieprozess Seehäfen haben wir uns an Land auf den Weg gemacht, gute Arbeitsbedingungen zu sichern und voraus zudenken. Jetzt muss die Seeseite folgen.
Mit kollegialen Grüßen
Maya Schwiegershausen-Güth
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